Analoge und digitale Welt: Welche Unterschiede gibt es?
Früher gab es kein Internet und keine E-Mails. Wer Informationen benötigte, ging in Bibliotheken oder bestellte sich Bücher in einem Buchladen. Wer jemandem schreiben wollte, verfasste einen Brief, klebte eine Briefmarke darauf und warf ihn in den Briefkasten. Große Firmen beschäftigten einen Briefträger, der die interne Post von einer Abteilung zur andern trug.
Daten wurden damals größtenteils gedruckt in Papierform weitergegeben. Es dauerte im besten Fall einige Stunden, im ungünstigsten Fall sogar Wochen, bis die Informationen beim Empfänger angekommen waren.
Im 21. Jahrhundert können sich viele kaum mehr vorstellen, wie umständlich das war. Heute geht alles auf Knopfdruck und in Echtzeit. Wir durchsuchen das Internet mit Suchmaschinen nach dem, was wir brauchen, wir schreiben E-Mails, chatten und kommentieren Beiträge in den sozialen Medien. Wir unterhalten uns in Videokonferenzen mit Menschen aus anderen Ländern, ohne einen Fuß vor die Tür setzen zu müssen. Formulare – von Kontaktformularen über Bestellformulare bis hin zur Steuererklärung – füllen wir online aus. Sogar Lebensmittel bestellen wir online, und die Ware wird direkt zu uns nach Hause geliefert.
Vielleicht nutzt du auch das digitale Unterhaltungsangebot, wie Streaming-Dienste zum Filmeschauen, Musikhören oder Spielespielen. Mittlerweile gibt es auch eine enorme Anzahl an digitalen Weiterbildungs- und Selbstlern-Angeboten in Form von Online-Kursen, E-Books oder Lernplattformen. Und auch das Home-Office ist erst möglich, seit die Digitalisierung Einzug in die Büros gehalten hat.
Es
gibt fast nichts, was es nicht gibt in der digitalen Welt. Die
Digitalisierung hat unseren Alltag völlig verändert: vieles
geht ganz schnell und einfach – vorausgesetzt, wir haben guten
WLAN-Empfang.
Was ist Digitalisierung?
Das Wort Digitalisierung ist verwandt mit dem englischen Wort "digit", das "Ziffer" bedeutet. Auf deinem Handy liest du Wörter, die aber auf dem Gerät als Nullen und Einsen gespeichert sind. Computer heißen auch Rechner, weil sie mit den Nullen und Einsen rechnen, die hinter den gespeicherten Daten stecken. Sie nutzen das Binärsystem statt des Zehnersystems.
Digitalisieren im engeren Sinn ist das Umwandeln von Daten in eine maschinenlesbare Form. Egal, um welche Daten es sich handelt – sie müssen immer in Zahlen umgewandelt werden, damit digitale Endgeräte sie verarbeiten können.
Nehmen wir als Beispiel einmal eine Digitalkamera – wie die in deinem Smartphone. Das Bild, das du in der Wirklichkeit siehst, ist analog. Das heißt, in dem Licht, das deine Augen erreicht, sind alle Übergänge zwischen verschiedenen Farben möglich. Wenn du nun ein Foto aufnimmst, erfasst die Handykamera das Licht des Bildausschnitts und misst für jeden Bildpunkt, wie viel Licht hier in welcher Farbe durch das Objektiv hereinkommt. Für jede Farbe und Lichtstärke wird eine bestimmte Zahl gespeichert. Den Lichtmessungen deiner Kamera sind aber technische Grenzen gesetzt: je mehr verschiedene Farben deine Kamera erkennt und je mehr Bildpunkte sie für den Bildausschnitt erfasst, desto realistischer wird dein Foto.
Lässt du dir das Foto später an einem Bildschirm anzeigen, werden die gespeicherten Zahlen wieder in Farben umgerechnet und das ganze Bild so aus den Farbpixeln zusammengesetzt.
Anfang der 1990er Jahre konnten die gängigen Computersysteme nur 256 Farben anzeigen – heute sind Millionen von Farben der Standard. Der technische Fortschritt hat dafür gesorgt, dass wir meist keine Unterschiede mehr zwischen analogem und digitalem Bild feststellen.
Für jede Art von Daten gibt es eine Methode zu ihrer Umwandlung in eine maschinenlesbare Form. Immer stehen am Ende die Nullen und Einsen, mit denen elektronische Chips rechnen. Und da auch diese Computer-Prozessoren immer leistungsstärker werden, können Daten inzwischen sehr schnell verarbeitet und übertragen werden.
Im
weiteren Sinn bedeutet Digitalisierung den Trend, digitale
Technologien in immer mehr Bereichen einzusetzen. Ob Medizin,
Paketzustellung oder Automobiltechnik – für alle möglichen
Anwendungsfälle entwickeln Ingenieure und IT-Spezialisten neue
digitale Lösungen, von denen die Nutzer profitieren.
Was sind die Vorteile der Digitalisierung?
Wir haben bereits festgestellt, dass digitale Vorgänge schneller ablaufen als analoge und den Anwendern das Leben erleichtern. Es gibt aber noch weitere wichtige Vorteile.
In der analogen Welt ist der Datenträger meist Papier, das bekanntermaßen aus Holz hergestellt wird. Je weniger Daten wir ausdrucken, je mehr wir also ausschließlich auf digitalen Datenträgern speichern, desto weniger Bäume müssen gefällt werden. Und natürlich muss auch weniger Papier entsorgt werden, wie z. B. veraltete Kataloge oder Telefonbücher. Digitalisierung trägt daher zum Umweltschutz bei.
Mit dem Wegfall des Postwegs braucht man keine Briefmarken mehr zu Hause zu haben und spart insbesondere auch das Geld für das Porto.
Ein weiteres wichtiges Argument für die Digitalisierung ist, dass die digitale Datenpflege zur Fehlervermeidung beiträgt.
Ein Beispiel aus dem Versandhandel: Früher suchte sich ein
Endverbraucher Artikel aus einem gedruckten Katalog aus,
notierte die gewünschten Artikelnummern auf einer Postkarte
und schickte diese an den Händler. Ein Angestellter des Händlers
übertrug die Artikelnummer manuell in das Warenwirtschaftssystem, wo
die Bestellung verarbeitet wurde. Es bestand damit zweimal das
Risiko, dass eine Artikelnummer falsch abgeschrieben
wurde.
Heute sucht sich der Kunde den Artikel im Webshop
des Onlinehändlers aus und legt ihn mit einem Klick einfach in den
Warenkorb. Hier erhält der Endkunde über eine Benutzeroberfläche
mit Datenschnittstelle Zugriff auf die interne Datenbank.
Diese Art von Self-Service reduziert die Gefahr falscher
Eingaben beträchtlich.
Außerdem
ist der Warenbestand im Onlineshop immer aktuell, sodass der
Kunde weiß, wenn ein Artikel vergriffen ist. Er kann dann gleich auf
einen Ersatzartikel ausweichen.
Wo liegen die Gefahren der Digitalisierung?
Die digitale Darstellung der Wirklichkeit nähert sich der realen Welt immer mehr an. Die Nutzer von Virtual-Reality-Headsets laufen sogar Gefahr, den Cyberspace mit der Wirklichkeit zu verwechseln, da sie ganz in die virtuelle Welt abtauchen. Aber bereits die extensive Nutzung digitaler Medien birgt Risiken in sich. Unsere Lebenszeit ist begrenzt, und in jeder Minute, in der wir auf unser Handy starren, vernachlässigen wir das echte Leben. Wenn wir in fröhlicher Runde ein Brettspiel spielen, ist das eine echte soziale Interaktion. Ein Ego-Shooter-Game mag sehr unterhaltsam sein, trägt aber nicht unbedingt zur Bildung positiver Charaktereigenschaften oder zur Bindung an die Mitmenschen bei.
Eine weitere psychologische Auswirkung der digitalen Entwicklung besteht im Streben nach dem besten und teuersten Gerät. Es ist nun mal so, dass unser neues Handy praktisch in dem Moment veraltet ist, in dem wir es halbwegs bedienen können. Einige von uns machen tatsächlich jeden neuen Trend mit, besitzen immer State-of-the-Art-Geräte und alle möglichen Gadgets. Technik wird dadurch zum Selbstzweck. – Hier heißt es, die richtige Perspektive zu behalten. Schließlich sind es am Ende nur Dinge – nicht mehr.
Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln könnten sich ausgeschlossen fühlen, da sie sich die teuren High-End-Geräte nicht leisten können. Aber auch in Bezug auf das Bedienen der modernen Technik besteht eine soziale Ungleichheit: nicht jeder hat genügend Vorbildung oder Erfahrung im digitalen Bereich, um damit klarzukommen. Gerade die ältere Generation fühlt sich oft überfordert und benötigt Hilfe von jungen Menschen, die im digitalen Zeitalter groß geworden sind.
Digitale Technologien haben auch physische Auswirkungen. Der menschliche Körper reagiert auf Funkwellen, und durch die Digitalisierung sind davon schon mehr in der Atmosphäre unterwegs, als gut für uns ist. Es ist daher empfehlenswert, nachts das WLAN am Router auszuschalten. Während der Regenerationsphase des Körpers funkt dadurch eine Störquelle weniger dazwischen.
Junge
wie alte Menschen benötigen genügend Bewegung – möglichst
an der frischen Luft. Wer stattdessen auf der Couch vor dem
LED-Fernsehgerät sitzt und Binge-Watching betreibt, tut sich nichts
Gutes. Der übermäßige Gebrauch von Smartphones hat sogar zur
Definition neuer Krankheitsbilder geführt. Exzesse sind immer
ungesund. Wir müssen darauf achten, dass unser Konsum digitaler
Medien nicht überhand nimmt, und für einen gesunden
Ausgleich sorgen.
Was müssen wir im Umgang mit der Digitalisierung beachten?
Wir sehen: Die Digitalisierung verführt uns mit ihren Annehmlichkeiten leicht dazu, ihr einen übergroßen Stellenwert in unserem Leben einzuräumen. Wir sollten uns aber bewusst machen, dass sie keinen Lebensinhalt darstellt, sondern uns lediglich Werkzeuge bereitstellt. Verbringen wir zu viel Zeit in der digitalen Welt, verlieren wir die Verbindung zur Realität und driften in eine Traumwelt ab. Wir müssen in jeder Hinsicht auf ein gesundes Maß achten. Nur wenn wir den gesunden Menschenverstand walten lassen, wirkt sich die Digitalisierung tatsächlich als Segen für uns aus.